Deine Ideen für die Zukunft der Demokratie!
- Daniel Schwarz-Loy
- 23. Sept.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Sept.

Wir suchen Deine Ideen für die Demokratie der Zukunft und die Wahlkämpfe 2026 in unserer Region!
Dazu starten wir diesen Aufruf zu einer kreativen Ideenreihe „Demokratie 2050“!
Du kannst uns ab sofort Deine Ideen einreichen und bist herzlich eingeladen, diesen Aufruf in Deinen Kanälen und Netzwerken zu teilen.
Hintergrund: Unsere Demokratie braucht neue starke Visionen! Wir wollen den anti-demokratischen Angriffen neue Energie entgegensetzen können. Dafür braucht es neue Ideen, die mutig über den Status-Quo hinausdenken. Ideen, die konkretisieren, wie die Demokratie in 20 oder 30 Jahren noch viel stärker, lebendiger und überzeugender sein könnte. Daher starten wir gerade das Projekt „Modellstadt Freiburg – Demokratie 2050“. Dazu wollen wir alle Demokratinnen und Demokraten unserer Region und ganz besonders auch Kinder und Jugendlichen in Freiburg zu einer kreativen Ideenreihe aufrufen! Diese frischen Ideen sollen Demokrat:innen neuen Mut und Zuversicht geben. Außerdem sollen diese Ideen die anstehenden Wahlkämpfe in Baden-Württemberg und Freiburg inspirieren. Wir werden diese Ideen regelmäßig in unseren Kanälen teilen. Zudem planen wir Ende 2025/Anfang 2026 einen Workshop zu Demokratie-Ideen mit allen Kandidierenden des OB-Wahlkampfs, in dem diese Ideen eingebracht und mit den Kandidierenden und ihren Wahlkampfteams weiter konkretisiert werden sollen.
Wir freuen uns auf Deine Ideen!
Deinen kurzen Text (am besten 3-4 Absätze pro konkreter Idee) oder Deinen Beitrag kannst Du bei Daniel Hiekel daniel.hiekel@allwedo.eu jederzeit einreichen.
Unsere Ideen für die Zukunft der Demokratie
Stellen wir uns vor, die Demokratie wäre in 20 Jahren noch viel stärker, lebendiger und überzeugender als heute.
Ich stelle mir vor, dass Politiker im Parlament und in den Medien nicht mehr Reden halten wie im alten Griechenland und Rom, in denen sie sich gegenseitig beschimpfen, sich glorifizieren und die Positionen der anderen verächtlich machen.
Ich stelle mir vor, dass das Wissen über gute Kommunikation und Verständigung und gute kollektive Entscheidungen, dass in Organisationen und Unternehmen dafür heute schon umfangreich genutzt wird, auch in die Politik Einzug gehalten hat. Ich stelle mir vor, dass Koalitions-, Fraktions- und Parlamentssitzungen gut moderiert werden- von Moderierenden, deren Interesse und Auftrag es ist, dass unterschiedliche Perspektiven und Anliegen gehört werden, dass gegenseitiges Verständnis entsteht und am Ende eine Entscheidung getroffen wird, die für alle Anliegen möglichst gut ist. Ich stelle mir vor, dass Politiker darüber sprechen, was sie von der anderen Seite verstanden oder sogar gelernt haben. Ich stelle mir vor, dass das sogar für die Opposition gilt, dass auch die Opposition nicht nur Regierungshandeln kritisiert und verächtlich macht, sondern gute Seiten hervorhebt und was sie nachvollziehen kann. Vielleicht gibt es dann aber auch gar keine Opposition, die aus Entscheidungen rausgehalten wird und daher alles nur kritisieren, verächtlich mChen und katastrophisieren muss.
Ich stelle mir vor, dass die gute Kommunikation sogar in den Medien zu sehen ist, dass in Talkshows ebenfalls nicht Fernsehmoderierende sitzen, wie wir sie heute kennen, sondern Moderierende, die genau das tun: Politikern helfen, ihre Perspektiven und Ideen einzubringen, diese gegenseitig zu verstehen und Lösungen zu finden, die möglichst vielen Anliegen gerecht werden. Das wären dann Sendungen, die nicht polarisieren, nicht skandalisieren, sondern Verständnis schaffen und Kreativität fördern, für neue integrative und innovative Lösungen .
Ich stelle mir vor, dass sich dadurch die Zusammenarbeit zwischen demokratischen Politikern deutlich verbessert und vereinfacht, dass dadurch demokratische Parteien wieder koalitionsfähig miteinander werden, dass in der Bevölkerung wieder mehr Respekt und Wertschätzung für Politiker entsteht, weil es mehr gute Nachrichten und weniger Skandale gibt und mehr darüber gesprochen und berichtet wird, was nachvollziehbar ist und was verschiedene Positionen integriert und verbindet. Ich stelle mir vor, dass dadurch mehr Verständnis dafür entsteht, dass es für größere Herausforderungen keine einfachen Lösungen gibt, die nur Vorteile für Alle haben, sondern dass wir als Gesellschaft auch schwierige oder sogar harte Entscheidungen treffen müssen. Ich stelle mir vor, dass wenn man sehen kann, wie schwer es für Politiker ist, solche Entscheidungen gut zu treffen, dass dann auch mehr Empathie, Verständnis und Unterstützung in der Gesellschaft für schwierige Entscheidungen entsteht. Das könnte unserer Demokratie Entscheidungsfähigkeit und Handlungsfähigkeit zurückgeben und echte gesellschaftliche Innovationskraft stärken.
von Peter Behrendt
Ich stelle mir vor, dass soziale Medien, die Demokratie stärken und ein zentraler Ort für demokratischen Dialog und Austausch sind.
Ich stelle mir vor, dass die Algorithmen der sozialen Medien guten demokratischen Dialog und Austausch fördern, weil sie nicht von wenigen einzelnen weltweiten Firmenchefs entschieden und gestaltet werden, sondern von neuen demokratischen Gremien, die dafür geschaffen wurden. Sie fördern die Verbreitung von positiven und integrativen Nachrichten und Beiträgen, reduzieren die Reichweite von destruktiven, polarisierenden, respektlosen Beiträgen. Zudem fördern sie Verbindungen und Informationsaustausch zwischen verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven oder dem, was man heute Informationsblasen nennt.
In Europa und Deutschland dürfen nur noch soziale Medien betrieben werden, deren Algorithmen von solchen Gremien entschieden und gestaltet werden. In Deutschland gibt es ein halbes Dutzend davon, die in gutem Wettbewerb miteinander stehen und dafür so gestaltet sind, dass man einfach per Knopfdruck von einem zum anderen wechseln kann, wenn einem ein anderes besser gefällt. Damit Wechsel einfach möglich ist und Monopolbildung vermieden wird, sind Profile und Informationen auch aus anderen Netzwerken jeweils zugänglich. Das ermöglichen transparente Open Source Schnittstellen zwischen allen Netzwerken und Medien.
Unabhängige wissenschaftliche Forschungsgruppen evaluieren die Qualität, sowie die persönlichen und gesellschaftlichen Wirkungen der Medien (wie den Einfluss auf psychische Gesundheit, soziale Einbindung, gesellschaftliche Polarisierung, demokratische Überzeugung o.ä.). Sie veröffentlichen die Ergebnisse, die gut sichtbar jederzeit in allen Medien zugänglich sind, damit Nutzer sich fundiert entscheiden können. Der dadurch entstehende Wettbewerb fördert die gesellschaftlich positive Entwicklung der Medien.
Die neuen demokratischen Gremien gestalten die Innovation des jeweiligen Mediums. Sie sind besetzt aus gewählten Politikern, zufällig gelosten und damit ganz unabhängigen Bürger.innen und Expert.innen aus Forschung und Praxis. Sie sind fair bezahlt, werden zu Beginn gut geschult und haben Zugang zu allen Informationen und Entscheider.innen des Mediums. Zentrale Entscheidungen müssen von Ihnen getroffen oder freigegeben werden. Sie können auch die obersten führenden Positionen jährlich entlasten oder abberufen und entscheiden über Bezahlungsgrundsätze, damit sichergestellt ist, dass sie nicht zahnlos sind, sondern zentralen Einfluss im Sinne eines demokratischen Aufsichtsrates haben. Damit Entscheidungen schnell und praxisnah fallen können, sind sie mit ausreichend Zeitkapazitäten ausgestattet.
von Peter Behrendt
Ich stelle mir vor, dass in Schulen demokratischer Dialog umfassend geübt und praktiziert wird, um demokratische Kompetenzen früh zu vermitteln und demokratische Einstellungen und Haltung zu stärken. Demokratischer Dialog heißt konstruktiv, breit m vielen Perspektiven, entscheidend und fundiert.
Dafür werden Schülervertretungen mit mehr Rechten in der Klassen- und Schul(mit)gestaltung zB über Schulkonferenzen ausgestattet, so dass demokratische Gestaltung erlebt und geübt werden können. Zudem erhalten die Klassen- und Schulvertretungen Schulungsangebote für Moderation, gemeinsame Entscheidung, sowie kollektives Projektmanagement. Alle Schüler.innen erhalten in Klassenlehrerstunden Schulungen in Kommunikation, insbesondere aktivem Zuhören, gewaltfreier Kommunikation und Feedback. Dabei wird die Bedeutung von aktiver Mitgestaltung für das gemeinsame Wohl (und nicht nur die Eigeninteressen) genauso vermittelt, wie die Bedeutung davon, kollektive Entscheidungen aktiv mitzutragen, auch wenn man selbst anders entschieden hätte. Zentrale Prinzipien kollektiver Gestaltung und Organisation wie Rollenkonzepte und das Beratungsprinzip werden vermittelt und ausprobierend umgesetzt.
Da heute große Teile der gesellschaftlichen Kommunikation online stattfinden, gibt es extra soziale Netzwerke und Chatgruppen an den Schulen, in denen demokratische und gute Kommunikation gefördert und geschult werden. Sie werden von eigens gewählten und ausgebildeten Online Moderierenden der Schüler.innen eng moderiert und administriert. Zudem gelten klare Regeln für konstruktive, fundierte und zielorientierte Kommunikation. U.a. gibt es klare Zeitregeln, die verhindern, dass die Kinder zu viel Zeit darin verbringen. Diese Regeln können von Administrator.innen zB über befristete Timeouts sichergestellt werden. Alle Algorithmen sind von demokratischen Gremien entschieden und oder freigegeben (siehe anderer Beitrag).
Die Kommunikations-Regeln werden in den Klassenstunden regelmäßig reflektiert, ihre Wirkung ausgewertet und weiterentwickelt.
von Peter Behrendt
Ziele statt Gesetze
Ich stelle mir vor, dass die wichtigsten politischen Entscheidungen gemeinschaftliche verbindliche Zielsetzungen, Prioritätensezungen und Strategien sind, die wir kollektiv erreichen und umsetzen wollen - und nicht mehr Gesetze, die das erlaubte und geförderte Verhalten 1zu1 detailliert und unveränderbar festschreiben, egal wie schnell und radikal sich die Rahmenbedingungen ändern.
Ich stelle mir vor, dass diese Ziele, Prioritäten und Strategien verbindlich das Handeln der staatlichen Organisationen und Verwaltungen leiten und prägen und dass dadurch gerade die Verwaltungen modernisiert, flexibilisiert werden, kunden- und zielorientierter werden und gerade dadurch handlungsfähiger und wirksamer werden.
Ich stelle mir vor, dass diese Ziele für die Gemeinde, Stadt, das Bundesland oder Land als Ganzes und für die einzelnen Themen bzw Ressorts/Ministerien entwickelt und entschieden werden. Ich stelle mir vor, dass diese jeweils Jahresziele erhalten, die bei Bedarf quartalsweise konkretisiert und bei starken Veränderungen auch aktualisiert werden (ähnlich wie bei agilen Zielsetzungen, die zur effektiven Steuerung großer Organisationen genutzt werden). Die Ziele schreiben nicht nur inhaltliche Ziele fest, sondern auch zentrale politische Kennzahlen und Steuerungsgrößen, die zur gemeinsamen, transparenten Erfolgskontrolle genutzt und allen Bürger.innen zugänglich gemacht und erklärt werden. Diese Ziele etablieren neben Wirtschaftswachstum und Haushaltsüberschuss auch wichtige andere gesellschaftliche Zielgrößen, die ähnlich wie in einer Balanced Score Card übersichtlich und schnell einen Einblick in die ganzheitliche gesunde, fruchtbare, gesellschaftliche Entwicklung geben.
Ich stelle mir vor, dass diese Ziele in einem spannenden, partizipativen, demokratischen, umfassenden Prozess festgelegt werden, der vom Parlament initiiert und gesteuert wird, von der politischen Verwaltung organisiert und unabhängig begleitet wird. In diesem Prozess werden neben gewählten Politikern und Expert.innen aus der Verwaltung alle wichtigen Stakeholder und geloste Bürger.innen einbezogen. Die finalen Zielsetzungen und Prioritäten und Strategien werden von den gelosten Bürger.innen und gewählten Politiker.innen entschieden. Beide Gruppen müssen diesen ausreichend zustimmen.
Ich stelle mir vor, dass Ziele wie Lebensqualität, faire Verteilung, CO2 Ausstoß, psychische Gesundheit oder sozialer Zusammenhalt mindestens genauso bedeutsam für die Gesellschaft sind und durch diesen neuen demokratischen Prozess deutlich mehr Aufmerksamkeit und Fokus erhalten. Ggf werden dafür neue Bürgerbefragungen eingeführt, um den Zustand und die Entwicklung regelmäßig zu prüfen und damit steuern zu können.
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass für die Umsetzung der Ziele nicht die Politik und Verwaltung alleine zuständig sein kann, sondern alle gesellschaftlichen Akteure, Organisationen und Bürger.innen einen wichtigen Beitrag leisten können, sollen und um erfolgreich zu sein auch müssen. Hierbei spielen zivilgesellschaftliche, religiöse, mediale, wirtschaftliche und Bildungs-Organisationen eine wesentliche Rolle und werden daher in Entwicklung und Umsetzung der Ziele mit einbezogen. Bei diesem Verständnis von Demokratie erhält die staatliche Verwaltung eine ganz neue Rolle: im Sinne der Prozessgestaltung, Koordination, Orchestrierung und sogar Führung und Umsetzungskontrolle demokratischer Entscheidungen durch einzelne Organisationen. Dafür muss sie mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet sein.
von Peter Behrendt